Shuttle-Mediation

Bei der Shuttle-Mediation haben die Konfliktparteien keinen direkten Kontakt miteinander, sondern die Informationen werden vom Mediator an die jeweils andere Partei übermittelt. Der Mediator verhandelt hier in vertraulichen Sitzungen mit den Parteien getrennt und gibt nur solche Informationen weiter, von denen er davon ausgehen kann, dass sie zur Erzielung einer einvernehmlichen Lösung beitragen. Eine Shuttle-Mediation kann sehr effektiv eingesetzt werden, wenn es um einen hochstrittigen Fall geht, ist aber auch ein gutes Instrument für Konfliktlösungen im wirtschaftlichen Bereich, wenn sich der Konflikt hauptsächlich auf der Sachebene abspielt. Die Shuttle- oder auch Pendel-Mediation, kann sowohl synchron – also durch einen unmittelbaren Dialog zwischen Konfliktpartei und Mediator (z.B. per Telefon, Chat oder Videokonferenz) – als auch asynchron, also mit zeitlicher Verzögerung von Aktion und Reaktion (z.B. per E-Mail) durchgeführt werden.

Shuttle-Mediation per Telefon, Chat oder Videokonferenz

Bei der synchronen Shuttle-Mediation per Telefon, Chat-System oder einer Videokonferenz kann der Mediator – und auch der Mediant – entstandene Unklarheiten sofort durch Rückfragen klären und somit kann die jeweilige Phase meist zeitnah und zeitsparend bearbeitet und abgeschlossen werden. Die Flexibilität der Medianten und des Mediators werden jedoch eingeschränkt, da bei einer synchronen Kommunikation immer ein für beide Kommunikationspartner passender Gesprächstermin vereinbart werden muss. Solche Termine sind meist zeitlich begrenzt, was dazu führen kann, dass entweder die einzelnen Phasen in mehreren Einzelterminen abgearbeitet werden müssen oder vermeintlich weniger wichtige Informationen aufgrund des Zeitdrucks fälschlicherweise vernachlässigt werden. Möglicherweise kann es bei einem direkten Dialog zudem zu einer Stresssituation auf Seiten eines weniger ausdrucksstarken Medianten kommen, da er seine Antworten und Standpunkte spontan wörtlich formulieren muss. Voraussetzung bei der synchronen Mediationsverhandlung ist zudem, dass der gewählte Kommunikationskanal termingerecht einsetzbar ist (z.B. bei einem Chatsystem oder einer Videokonferenzlösung) um keine Störungen im Übermittlungsprozess zu erhalten und die Kommunikationsparteien nicht durch technische Hindernisse abzulenken.

Konfliktlösung per E-Mail oder ODR-Software

Viele Vorteile bietet die asynchrone Kommunikation per E-Mail oder Software-Unterstützung. Beim Verfassen einer E-Mail ist man weder zeit- noch ortsgebunden. So können sich die Kommunikationspartner zum Nachdenken, Recherchieren und Formulieren soviel Zeit nehmen, wie sie brauchen und haben nicht das Gefühl schnell etwas erwidern zu müssen. Dies ist vor allem für Personen, mit geringeren rhetorischen Fähigkeiten von großem Vorteil. Mit modernen Kommunikationswerkzeugen wie Internet-Sticks und Smartphones ist das Empfangen und Verfassen einer E-Mail auch von nahezu jedem Ort möglich, da hierfür eine niedrige Datenübertragungsrate (GPRS/EDGE) ausreicht. Desweiteren ist es problemlos möglich Anwälte, Gutachter oder Sachverständige zum Mediationsverfahren hinzuzuziehen und der Mediator kann sich bequem Ratschläge und Tipps eines Co-Mediators einholen. Einen Nachteil der asynchronen Kommunikation stellt die Zeitverzögerung bei direkten Nachfragen dar, die das Mediationsverfahren unnötig in die Länge ziehen kann.
Es gibt mittlerweile gute Softwarelösungen für die Online-Konfliktlösung wie Juripax oder Vitero, die ebenfalls viele Vorteile einer asynchronen Kommunikation teilen. Mehr über Nachteile und Vorteile der Konfliktlösung per E-Mail erfahren Sie in meinem Artikel „Vor- und Nachteile einer E-Mail-Mediation“.

Vor- und Nachteile der Shuttle-Mediation

Das Harvard-Prinzip – eine der grundlegenden Verhandlungstechniken der Mediation – empfiehlt eine Trennung von Menschen und Problemen. Das bedeutet, dass die Probleme zwischen den Konfliktparteien möglichst auf der Sachebene diskutiert werden sollen. Bei der Shuttle-Mediation treten die Streitgegner nicht unmittelbar miteinander in Kontakt, so dass etwaig auftretende den Prozess störende Emotionen ausgeblendet werden können. Die Kommunikation erfolgt ja immer zwischen einer Konfliktpartei und dem Mediator. Somit sind auch Eskalationen zwischen den Medianten untereinander ausgeschlossen. Da die Medianten nicht direkt miteinander verhandeln müssen, ist oftmals auch die Bereitschaft zur Durchführung eines Mediationsverfahrens höher, da die Hemmschwelle zur Aufnahme eines persönlichen Kontakts nicht überwunden werden muss. Ebenso werden durch den Mediator von vornherein rhetorische Ungleichheiten zwischen den Medianten ausgeglichen, so dass auch für ausdrucksschwächere Personen die Angst „in den Boden geredet zu werden“ kein Hindernis darstellt. Da – vor allem bei den asynchronen Formen der Shuttle-Mediation – eine gute Erreichbarkeit gewährleistet ist und es keine großen Schwierigkeiten bei Terminvereinbarungen geben sollte, steht einer schnellen Lösungsfindung nichts im Weg. Nicht zuletzt sind auch die geringen Kosten, auf die ich später in diesem Artikel noch eingehen will, ein weiterer Vorteil der Shuttle-Mediation.
Eine Shuttle Mediation führt jedoch in einigen Fällen zu keiner tiefgehenden und nachhaltigen Beseitigung des Konflikts sondern nur zur einvernehmlichen Lösung eines konkreten Falles. Deshalb solle bei Konflikten im familiären Umfeld, am Arbeitsplatz und bei anhaltenden Geschäftsbeziehung, bei denen es darum geht einen tiefgründigen Konflikt gänzlich zu beseitigen, der Präsenzmediation der Vortritt gewährt werden.

Kosten der Shuttle-Mediation

Wie oben bereits erwähnt ist die Shuttle-Mediation im Vergleich zu einer Präsenzmediation oder sogar einem Gerichtsverfahren eine kostengünstige Alternative. Oft wird für die Bearbeitung eines Konflikts ein Pauschalpreis vereinbart. Doch auch bei anderen Abrechnungsmodellen fallen bei einer schnellen Einigung nur geringe Kosten an. Der Aufwand für den Mediator ist geringer, da er keine geeignete Verhandlungsumgebung bereitzustellen braucht und da er flexibel in der Zeiteinteilung ist. Zusätzlich fallen auch für die Medianten weder Reisekosten noch Spesen an, da alle Parteien problemlos von zu Hause oder vom Büro aus agieren können.

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